Dienstag, 2. April 2013

TIPPS FÜR EINSTEIGER - Thema Programmautomatik

Über Sinn und Unsinn der Programmautomatik "P"

90% aller Leute, die zum ersten Mal in einen meiner Fotoworkshops kommen, haben bis dahin ausschließlich mit Vollautomatik fotografiert. Die restlichen 10% nutzen hin und wieder auch die Zeit- oder Blendenautomatik und ganz wenige wagen sich an den manuellen Modus heran.

Ich möchte in den kommenden Beiträgen ein wenig auf die Vor- und Nachteile der einzelnen Belichtungsautomatiken und auch den manuellen Modus eingehen. Meine Betrachtungsweise ist dabei rein subjektiv, stützt sich aber auf mehr als 30 Jahre Fotografieerfahrung. Am besten glaubt Ihr mir rein gar nichts, Ihr könnt auch gerne widersprechen (ich kann's eh nicht hören), aber eines würde ich Euch bitten. Probiert es einfach aus und seht selbst.


Wir beginnen mit der Programmautomatik "P" und ich schreibe in kurzen Sätzen auf, wie sie funktioniert:

1.)

Im P-Modus wird Blende und Belichtungszeit automatisch von der Kamera vorgeschlagen. Der Fotograf (die Fotografin) muss nur noch auf den Auslöser drücken.

2.)

Je nach eingestellter Brennweite des Objektives (Weitwinkel, Normal, Tele) wählt die Kamera unterschiedliche Einstellungen für Zeit und Blende.

Im Weitwinkelbereich bevorzugt die Kamera möglichst kleine Blendenwerte (11 16 22), da davon ausgegangen wird, dass man von vorne bis hinten alles scharf haben will (auch wenn man das nicht will).

In der Telestellung Eures Zooms bevorzugt die Kamera dagegen möglichst große Blendenwerte (2,8 4 5,6) und kurze Verschlusszeiten, um einerseits das Hauptmotiv vom Hintergrund durch Schärfe und Unschärfe zu trennen (geringe Schärfentiefe - man spricht auch von "Freistellung") und um andererseits zu möglichst kurzen Verschlusszeiten zu kommen, damit Ihr das Foto nicht verwackelt, was ja bei Teleobjektiven leichter gelingt.

3.)

Um trotzdem die Blende oder Zeit zu bekommen, die man sich für sein Foto vorgestellt, gibt es dann den sogenannten "Programm-Shift".

Dabei visiert Ihr einfach Euer Motiv an, die Kamera schlägt dann irgendeine Zeit/Blenden Kombination vor und dann könnt ihr mit dem Einstellrad eine andere Zeit/Blenden-Kombination wählen. Einfach am Rad drehen bis der gewünschte Blenden- oder Zeitwert angezeigt wird - die Kamera führt den jeweils anderen Wert entsprechend automatisch nach, damit die Helligkeit der Aufnahme unverändert bleibt.

Leider hat man mit dieser Vorgangsweise nach einigen Versuchen keine so rechte Freude, da das Spiel bei jeder neuen Aufnahme von vorne beginnt und man wieder und wieder am Rad drehen muss, damit die Kamera das macht, was man will. Mit der Zeit wird das langweilig :-) und die meisten kümmern sich dann gar nicht mehr darum, sondern fotografieren einfach mit den Einstellungen, die die Kamera vorschlägt. Bei manchen Motiven passt das auch, bei manchen Motiven wäre es aber besser, wenn man der Automatik ein wenig widerspricht, damit das Ergebnis dem entspricht, was man sich vorgestellt hat.

4.)

Der Vorteil der Programmautomatik ist aus meiner Sicht nur ein Einziger, nämlich die Möglichkeit, die Kamera einfach einzuschalten und ohne weiter nachzudenken einen Schnappschuss zu machen. Auch das hat seine Berechtigung und es geht in diesem Fall mehr darum, ein Szene im richtigen Zeitpunkt zu erwischen und weniger darum, dass die Belichtung auf 1/3-Blenden genau passt, oder die Schärfe genau auf einem bestimmten Punkt sitzt. Es gibt viele Schnappschüsse von echten Profis, die zwar ein wenig unscharf sind und wo der Bildausschnitt womöglich nicht so optimal gewählt ist, wo aber die Atmosphäre perfekt rüberkommt. In diesem Fall ist es gut, wenn man eine Programmautomatik hat.

5.)

Für alle Fälle, wo ich bewußt eine bestimmte Blende oder Verschlusszeit wählen möchte, ist die Blendenautomatik (S bzw. Tv) oder Zeitautomatik (A bzw. Av) die bessere Wahl. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag.

6.)

Spitznamen für den "P"-Modus

Zu Analogzeiten gab es auf Minolta Spiegelreflexkameras eine eigene, sehr große "P"-Taste. Damit konnte man alle Einstellungen zurücksetzen wenn man sich nicht mehr ausgekannt hat und deshalb hat diese Taste den Spitznamen "Paniktaste" unter Minolta Usern bekommen.

Unter Profis wird die Programmautomatik manchmal auch scherzhaft "Professional Mode" genannt :-)



Gut Licht und bis zum nächsten Mal
Euer Karl

www.karlgrabherr.at